Berufserziehung im Zeichen der Globalisierung und des Shareholder Value
Die Didaktik der Berufserziehung steht gegenwärtig vor Herausforderungen, die nach einer tiefgreifenden Revision ihres Selbstverständnisses verlangen. Im Zeichen von Kriegswirtschaft, Versorgungskrisen, sozialistischen und wohlfahrtsstaatlichen Experimenten war das Ausbildungswesen im 20. Jahrhundert in den Sog einer Verteilungs- und Verwaltungsmentalität geraten. Die Idee einer (in unserer Terminologie) kommunitaristisch verfaßten formierten Gesellschaft hatte bereits zu Beginn des Jahrhunderts die Genese der klassischen deutschen Berufsbildungstheorie mitbestimmt. Über den Ausgang des Jahrhunderts hinweg blieb der Komplex Berufserziehung trotz mancherlei Reformen, die ökonomischen, technischen und didaktischen Innovationen Rechnung trugen, weiterhin ein zentraler Bestandteil der bundesrepublikanischen kooperativen Konsensgesellschaft mit ihrer Status-quo-Orientierung. Die Einsicht, daß infolge der globalen Entgrenzung der Märkte und mit der unverhohlenen Renaissance eines rein kapitalistischen Wirtschaftsgebarens wesentliche Rahmenbedingungen der beruflichen Integration und der Berufsausübung in den letzten Jahren eine neue Qualität erlangt haben, der in pädagogischer Verantwortung zu begegnen sei, hat sich in der Breite bisher nicht durchgesetzt.
Die in diesem Band vereinigten Texte gehen der Frage nach, welcher pädagogischen Hilfe der Jugendliche bedarf, um angesichts der Auflösung und Dynamisierung traditioneller Leistungsstrukturen und des damit verbundenen Risikos der Vereinzelung die Idee seiner Persönlichkeit fassen zu können und sie unter Einbeziehung seiner beruflichen Existenz zu realisieren. Vermag die Berufsbildungsidee im Horizont des modernen Beschäftigungswesens Sinnorientierung zu stiften? Gibt es unter dem Vorzeichen des Shareholder Value einen moralischen Entscheidungsspielraum für den Betriebsangehörigen? Welches didaktische Konzept ermöglicht es den Ausbildungsträgern Betrieb und Schule, ihre jeweilige Kernkompetenz im I
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Beschreibung
Die Didaktik der Berufserziehung steht gegenwärtig vor Herausforderungen, die nach einer tiefgreifenden Revision ihres Selbstverständnisses verlangen. Im Zeichen von Kriegswirtschaft, Versorgungskrisen, sozialistischen und wohlfahrtsstaatlichen Experimenten war das Ausbildungswesen im 20. Jahrhundert in den Sog einer Verteilungs- und Verwaltungsmentalität geraten. Die Idee einer (in unserer Terminologie) kommunitaristisch verfaßten formierten Gesellschaft hatte bereits zu Beginn des Jahrhunderts die Genese der klassischen deutschen Berufsbildungstheorie mitbestimmt. Über den Ausgang des Jahrhunderts hinweg blieb der Komplex Berufserziehung trotz mancherlei Reformen, die ökonomischen, technischen und didaktischen Innovationen Rechnung trugen, weiterhin ein zentraler Bestandteil der bundesrepublikanischen kooperativen Konsensgesellschaft mit ihrer Status-quo-Orientierung. Die Einsicht, daß infolge der globalen Entgrenzung der Märkte und mit der unverhohlenen Renaissance eines rein kapitalistischen Wirtschaftsgebarens wesentliche Rahmenbedingungen der beruflichen Integration und der Berufsausübung in den letzten Jahren eine neue Qualität erlangt haben, der in pädagogischer Verantwortung zu begegnen sei, hat sich in der Breite bisher nicht durchgesetzt.
Die in diesem Band vereinigten Texte gehen der Frage nach, welcher pädagogischen Hilfe der Jugendliche bedarf, um angesichts der Auflösung und Dynamisierung traditioneller Leistungsstrukturen und des damit verbundenen Risikos der Vereinzelung die Idee seiner Persönlichkeit fassen zu können und sie unter Einbeziehung seiner beruflichen Existenz zu realisieren. Vermag die Berufsbildungsidee im Horizont des modernen Beschäftigungswesens Sinnorientierung zu stiften? Gibt es unter dem Vorzeichen des Shareholder Value einen moralischen Entscheidungsspielraum für den Betriebsangehörigen? Welches didaktische Konzept ermöglicht es den Ausbildungsträgern Betrieb und Schule, ihre jeweilige Kernkompetenz im Interesse der Entfaltung persönlicher Bildung und der Ausformung für den Arbeitsmarkt
Jürgen Zabeck