Bei der von Jianchu Wang vorgelegten Publikation handelt es sich um die dritte Dissertation von chinesischen Wissenschaftlern am Institut für Allgemeine Pädagogik und Berufspädagogik an der Technischen Universität Darmstadt. Damit wird die seit 2000 bestehende Forschungskooperation mit dem Institut für Berufsbildung der Tongji Universität Shanghai, an welchem Jianchu Wang als Dozent arbeitet, fortgesetzt und vertieft. Dieses Institut gilt inzwischen als führend in der berufspädagogischen Forschung in der VR China. Curriculare und didaktische Fragen sowie die Lehr-/Lernmethoden und das E-Learning werden zwar als hoch relevant angesehen, jedoch kaum erforscht. Im Besonderen gilt dies für die Curriculumforschung. Von diesem Forschungsdefizit ausgehend analysiert Jianchu Wang die Theorie und Praxis beruflicher Curricula nach dem Lernfeldkonzept und deren Implementierung in der Bundesrepublik Deutschland, um auf der Grundlage der Ergebnisse dieser Analyse geeignete Lösungen für die Gestaltung beruflicher Curricula in der VR China erarbeiten zu können sowie die chinesische curriculumtheoretische Diskussion zu fundieren und zu erweitern.
Umfassend und genau werden die gesellschaftlichen und beruflichen Kontexte der Entstehung des Lernfeldkonzepts, dessen Eigenschaften, die Entwicklung lernfeldorientierter Curricula und damit einher gehende didaktische Reformen in der Berufsbildung sowie die Prozesse der Implementation und der Curriculumpraxis unter Berücksichtigung einer Vielzahl von Quellen und Theorie- bzw. Entwicklungsansätzen analysiert und theoretisch reflektiert.
Die Analyse der Entwicklungen in der VR China erfolgt auf der Basis einer historisch-systematischen Rekonstruktion der allgemeinen und beruflichen Curricula sowie der Analyse und Reflexion der sich im Kontext der aktuellen Entwicklungen in der Berufsbildung zeigenden Probleme der Curriculumentwicklung und Unterrichtsgestaltung. In einer strengen, systematischen Einteilung und auf der Grundlage eines beachtlichen Detailwissens werden die jeweils großen Ideen bzw. Philosophien, gesellschaftlichen Bedingungen, Entwicklungsstufen, die curricularen Strukturen und die Systematisierung der Lerngegenstände rekonstruiert.
Es ist das Verdienst von Jianchu Wang mit dieser äußerst sorgfältigen und gründlichen Analyse, Rekonstruktion und Reflexion der einschlägigen deutschen und chinesischen Fachdiskussion zum Verständnis aktueller Entwicklungen, Zielsetzungen, Reformschritte in der Curriculumentwicklung und der Berufsbildung beizutragen. Klar erkennbar wird, wo Reformen ansetzen und wie Entwicklungen unterstützt werden können. Zudem können die Analysen vor vorschnellen und einfachen Übertragungen von best practice Beispielen oder scheinbar besseren Modellen schützen, denn Entwicklungen, Theorien und Ansätze sind immer in ihren Entstehungskontexten zu analysieren und zu verstehen und erst auf der Grundlage dieser Analyse und dieses Verständnisses wird eine Übertragung auf andere kulturelle Kontexte, die wiederum zu analysieren sind, möglich.
